Weitere deutsche Risikostudie: Bedingungen für sicheres Hydraulic Fracturing

14.09.2012

Allgemein, Grundwasserschutz

Neben der jüngsten Risikostudie zu Schiefergas vom Bundesumweltministerium wurde eine weitere Studie vom Umwelt- und vom Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen veröffentlicht. Diese Studie (Weblink zur Kurz- und Langfassung) rät vorerst vom Einsatz von Hydraulic Fracturing ab, da die damit verbundenen Risiken momentan nicht abschließend beurteilt werden könnten.

Die Landesregierung folgte der Empfehlung unmittelbar und will vom Einsatz des Hydraulic Fracturing absehen, bis weitere Erkenntnisse über die mit dieser Technologie einhergehenden Risiken gewonnen werden.

Bedingungen

Schwerpunkte der Studie waren die möglichen Auswirkungen des Hydraulic Fracturing auf das Wasser, die Ökosysteme und die öffentliche Trinkwasserversorgung. Die Studie empfiehlt, die Erkundung und Gewinnung unkonventioneller Erdgasvorkommen mittels Hydraulic Fracturing in Nordrhein-Westfalen solange abzulehnen, bis bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind:

  • die eindeutige und nachvollziehbare Verminderung des Gefährdungspotenzials der Frack-Additive
  • die Klärung der großräumigen und standortspezifischen geologischen, hydrogeologischen und hydrochemischen Verhältnisse als Beurteilungsgrundlage für die Relevanz der geologischen Wirkungspfade (inkl. numerische Grundwassermodelle);
  • belastbare Daten zur Beurteilung der Relevanz der potenziellen technischen Wirkungspfade;
  • die abfallwirtschaftlich, abfallrechtlich, wasserwirtschaftlich und wasserrechtlich einwandfreie Lösung der Entsorgung des Flowback;
  • Konkretisierung und verbindliche Festlegung von Bewertungs- und Genehmigungskriterien für Fracking-Vorhaben inkl. der zugehörigen Überwachung (Monitoring).

Wegen der derzeit unsicheren Datenlage und der nicht auszuschließenden Umweltrisiken empfehlen die Gutachter aus wasserwirtschaftlicher Sicht, Fracking-Aktivitäten in Wasserschutzgebieten (I bis III), Wassergewinnungsgebieten der öffentlichen Trinkwasserversorgung, in Heilquellenschutzgebieten sowie im Bereich von Mineralvorkommen nicht zuzulassen.

Schrittweise Vorgehensweise: Bohrung für Forschungszwecke

Unternehmen, Regierung und Wissenschaftler sollten gemeinsam erwägen, welche konkreten Erkenntnisse künftige Forschungsprojekte schlussendlich hervorbringen müssen, um die Informations- und Wissenslücken zu schließen und eine ausreichende Grundlage für die Entscheidung über mögliche nächste Schritte zu schaffen. Der Prozess soll transparent und umfassend sein.

Die Durchführung von Forschungsbohrungen ohne den Einsatz von Hydraulic Fracturing sollte mit allen Beteiligten (Unternehmen, Behörden, Wissenschaftlern und Interessierten der Öffentlichkeit) eingehend besprochen werden, um sicherzustellen, dass alle relevanten Fragen in angemessener Weise berücksichtigt wurden.

Der erforderliche Untersuchungsumfang unter Nutzung der Forschungsbohrungen sollte dann gemeinsam anhand von Expertenempfehlungen festgelegt und das Forschungsprogramm dementsprechend gestaltet werden. Behörden sollten dann ihr technisches Know-how und Fachwissen nutzen, um von Fall zu Fall über die Zustimmung zu Explorationsbohrungen zu entscheiden, die kein Hydraulic Fracturing nutzen. Die Ergebnisse können verwendet werden, um über künftige Explorationen und die Produktion, einschließlich Hydraulic Fracturing, zu entscheiden.

Hintergrund

Nordrhein-Westfalen und das benachbarte Niedersachsen sind die beiden Bundesländer in Deutschland, in denen die meisten Lagerstätten für unkonventionelles Erdgas vermutet werden. Gemäß dem deutschen Bergrecht werden Genehmigungen zur Gewinnung von Rohstoffen von den Landesbehörden (geologische Landesämter) und nicht zentral vom Bundesministerium erteilt. Sinn der vorliegenden Studie war es also, der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen die Handhabung künftiger Anträge zur Exploration von unkonventionellem Gas zu erleichtern. Aufgrund einer Vereinbarung zwischen Behörden und Unternehmen ist das Hydraulic Fracturing in Nordrhein-Westfalen bereits seit über einem Jahr auf Eis gelegt.



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